Bei „Orchestra Mondo“ trafen Tango und Gypsy-Swing aufeinander
28.11.2024, Burghaus Bielstein
Mit auf Entdeckungsreise nahm das „Orchestra Mondo“ das Publikum im Burghaus Bielstein auf den musikalischen Weg durch die Welt des Gypsy-Swing und der Musettes und tauchte auch in die Welt des Tangos und die Weite des Balkan ein.
Mit einem kräftigen Astor Piazzolla „Libertango“ starteten die vier von „Orchestra Mondo“ in ihre eine musikalische Weltreise. Und von Argentinien ging es nach Deutschland und anschließend nach Paris. „Amite“ - ein Valse Musette -, stammt aus der Feder von Anja Baldauf. Sie spielt Akkordeon und Melodika, am Kontrabass Dennis Wendel, Raffael Müller mit seiner Swing Gitarre und Stefan Baldauf am Schlagzeug. „Bei Dir war es immer so schön“ - ein Lied, dass Hildegard Knef sang, startete bei „Orchestra Mondo“ mit einem wunderbaren Bass-16-Takte-Intro-Solo auf der fünften Saite. Der Kontrabass von Dennis Wendel hat fünf anstatt vier Saiten. Mit dem Bogen klang das wie ein Cello - wie er schon gleich mal zuvor bei „Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“ bewies.
Das Quartett bot eine Mischung aus Swing und Tango - im guten Wechsel. „Il Sorriso D'amore“ war eins der Tangostücke, die das Bielsteiner Publikum begeisterte.
„Djelem Djelem“ die internationale Roma-Hymne war auch mit im Programm. Die hörte Anja Baldauf bei einer Balkan-Tournee in jungen Jahren mit ihrem Jugendorchester, erzählte sie den Kulturkreis-Gästen. Damals hörte sie ein Stück auf der Straße, gespielt von Mutter und Sohn, die offensichtlich mit Straßenmusik ihr Geld verdienten. Das Stück entdeckte sie nach 20 Jahren bei YouTube wieder und es gehört mittlerweile zum Konzertrepertoire von „Orchestra Mondo“. Und es erinnere sie immer daran, wie gut es uns doch eigentlich gehe, betonte sie.
Den „Valse Indifférence“ von Tony Murena musste Anja Baldauf in ihrem Studium lernen - er landete in einer schwarzen Kiste bei den Stücken, die sie nie wieder spielen wollte. „Es wandern doch mehr Stücke wieder aus der Kiste als ich dachte“, erzählte sie. Dieser Valse sei eins davon - zum Glück, denn damit begeisterten sie das Publikum sehr. Rafael Müller zeigte sein brillantes Gitarrenspiel vor allem bei „Polka Durado“, das dadurch unüberhörbar den Zusatz Tornado verdiente. Django Reinhardt sei Rafaels großes Vorbild, wie er dem Publikum mitteilte. Deshalb spielten sie auch der „Minor Swing“ - der nicht von Johnny Depp sondern eben von Django Reinhardt sei, was nun auch der letzte von den Gästen an diesem Donnerstag weiß. Beim „Orchestra Mondo“ Auftritt kam in diesen „Minor Swing“ noch ein Schlagzeugsolo dazu. „Sie lieben das was sie spielen“, habe man kürzlich über sie geschrieben, erzählte die Bandleaderin. Das bestätigen die Bielsteiner Gäste mit tosendem Applaus. Dass das Quartett auf höchstem Niveau spielt und jeder für sich ist ein Solist ist, bewiesen sie durchweg bei diesem Konzert. Das Ganze mit viel Einfühlungsvermögen, mit der Lust am Improvisieren und einem ganz persönlichen Klang, dem man sich kaum entziehen kann. Und als Bonbon am Schluss gab es von ihnen noch ein „Caravan“ von Duke Ellington.
Vera Marzinski